Mein Weg zum gesunden Essverhalten

Mein Weg zum gesunden Essverhalten

von | Jan 31, 2018

Ich schreibe ja immer mal wieder auf meiner Homepage, dass es bei Essstörungen nicht um das Essen, sondern um die dahinter stehenden Themen geht. Aber ganz ehrlich: Irgendwie geht es schon ums Essen, nicht?!

Deshalb möchte ich den heutigen Blogartikel mal genau diesem Thema widmen: dem Essverhalten. Ich möchte dir davon erzählen, wie mein Weg vom gestörten hin zum gesunden Essverhalten aussah.

Und ich hoffe, dass ich dir damit Mut machen kann, was alles möglich ist. Selbst wenn du heute mit dem Essen absolut auf Kriegsfuß stehst – du kannst Frieden damit schließen und ein genussvolles Essverhalten entwickeln. Denn das, was ich geschafft habe, das schaffst auch du!

Ein kurzer Hinweis noch: Am Ende des Artikels werde ich ein paar konkrete Nahrungsmittel nennen. Also, schau, ob diesen Blogartikel lesen willst, wenn dich sowas triggern sollte.

Die ersten Erfolge

Während meiner Essstörung hatte ich wirklich null Zugang zu den Signalen meines Körpers. Ich hatte mich auf richtig wenig runter gehungert und habe trotzdem nicht mitbekommen, wie sehr mein Körper etwas zu Essen brauchte. Andermal gab es Zeiten, in denen ich gefressen und gefressen habe, ohne zu merken, wie übersättigt ich war. Also, wie es im Buche steht: absolut gestörtes Essverhalten.

Mit der Zeit habe ich immer mehr den emotionalen vom körperlichen Hunger getrennt bekommen. Das heißt, ich habe immer besser wahrgenommen, wann mein Körper wirklich etwas zu Essen brauchte, weil er mit Nährstoffen versorgt werden wollte. Und wann es um etwas anderes wie Liebe oder Gesellschaft mit lieben Menschen ging.

Diese Differenzierung war unglaublich wichtig für mich und dieser Erfolg bescherte mir letztendlich das Ende meiner Essstörung. Denn als ich es schaffte, andere Menschen um Nähe und Zuwendung zu bitten, wenn mir danach war, bekam meine Seele, was sie brauchte. Und so hatte sie es nicht mehr nötig, sich über den Körper zu melden. Also nicht mehr über mein Essverhalten zu signalisieren, dass sie eigentlich nach etwas ganz anderem hungerte.

Kaum war ich die Essstörung los, kam auf einmal das Gefühl für Hunger und Sättigung. Ich nahm wahr, wann mein Körper etwas zu essen brauchte, sodass ich ihn regelmäßig und liebevoll mit Nahrung versorgte, wenn er mich darum bat. Und ich hörte auf zu essen, wenn er satt war. Seitdem habe ich mich nicht mehr wirklich überfressen. Denn selbst beim leckersten Buffet höre ich auf zu essen, wenn ich satt bin.

Und ein Nebeneffekt davon, dass ich einen Zugang zu meinem Hunger- und Sättigungsgefühl bekommen habe: Ich halte seitdem stabiles Gewicht im Normalgewichtsbereich. Ohne Essenspläne und ohne Waage. Sondern einfach, indem ich auf die Signale meines Körpers höre.

Das fortgeschrittene Stadium

Doch der Prozess ging noch weiter. Denn mit der Zeit wurde meine Wahrnehmung für die Signale des Körpers noch feiner. Und mein Umgang mit mir und meinem Essverhalten noch liebevoller.

Leise, aber kontinuierlich verschwanden immer mehr Fertigprodukte und billig produzierte Nahrungsmittel von meinem Speiseplan. Aber nicht, weil mir mein Kopf sagte, dass ich sie nicht essen darf, sondern weil mir mein Körper signalisierte, dass sie ihm nicht gut tun.

Obst und Gemüse hole ich schon seit einigen Jahren regional und saisonal statt vom Discounter. Brot kaufe ich beim Bäcker, der noch selber bäckt. Und Honig gibt es vom Imker. Auf Fastfood habe ich so gut wie nie Appetit und auch der Zucker hat sich über die Zeit immer mehr reduziert. Mein Mittag koche ich immer frisch.

Dabei ist es aber nicht so, dass ich mir bestimmte Lebensmittel verbiete. Wenn ich Appetit auf ein Stück Kuchen oder Pommes habe, dann esse ich sie auch. Aber diese tun mir wirklich nur noch sehr in Maßen gut.

Ich höre also nicht mehr auf Vorgaben von außen. Sondern auf das, was mir mein Körper signalisiert und was er gerne haben möchte. Denn ich habe ein ganz, ganz tiefes Vertrauen in ihn, dass er selber am besten weiß, was er gerade gebrauchen könnte.

Inzwischen ist meine Wahrnehmung sogar so fein, dass ich unterscheiden kann, ob mein Körper gerade etwas frisches Grünes, Kohlenhydrate wie zum Beispiel Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, einen leichten Jogurt, leckeres Obst oder einen schnellen Energiekick in Form von einem Stück Schokolade braucht. Aber das ist wirklich fortgeschrittenes Stadium. Bei mir hat es selbst nach Ende der Essstörung noch viele Jahre gedauert, bis ich an diesem Punkt angekommen bin.

Wenn ich nun auf diesen Prozess zurück blicke, so stelle ich dankbar fest: Selbst wenn null Zugang zu den Bedürfnissen des Körpers da ist, ist richtig, richtig viel möglich. Es braucht halt nur Zeit und immer wieder ein Hinspüren zu dem, was der Körper gerade erzählt.

Ich wünsche dir viel Spaß beim schrittweisen Erkunden der Bedürfnisse deines Körpers. Und irgendwann natürlich ein genussvolles Essverhalten. Denn Essen kann wirklich wunderschön sein.

© Dorothea

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