Dorothea Ristau

Begleiterin

Dorothea Ristau

Ich bin den Weg durch die Essstörung selbst gegangen und war dabei ausschließlich auf den Pfaden der Selbsthilfe unterwegs. Irgendwann erwachte in mir der Wunsch, dass meine Erfahrungen auch anderen helfen mögen. Mit der Gründung von essmo: Wege aus der Essstörung ist mein großer Traum wahr geworden. Außerdem schlägt mein Herz für Berührungen und ich möchte dazu beitragen, dass sich berührende Momente zwischen uns Menschen immer mehr ausbreiten.

Aus- und Weiterbildungen

10/2006 – 07/2010: Studium der Sozialen Arbeit an der FH Zittau/Görlitz

04/2011 – 02/2013: Weiterbildung in Personenzentrierter Gesprächsführung nach Carl Rogers

09/2012 – 11/2015: Weiterbildung in Systemischer Beratung, Pädagogik und Seelsorge

10/2018 – 04/2019: Online-Basis-Fortbildung SEI® – Frühe Verletzungen und Entwicklungstrauma erkennen und heilen von Dami Charf

07/2019 – 06/2020: AnuKan®-Massage Jahresausbildung – Integrale Ausbildung in sinnlicher Heilmassage

10/2019: Ausbildung zur professionellen Kuschlerin bei Die Kuschel Kiste

09/2021: 9. Netzwerktreffen Essstörungen Sachsen – Workshop zur Tanztherapie bei Essstörungen

04/2022 – voraussichtlich 06/2024: Fortbildung zur Schoßraum®-Prozessbegleiterin am Schoßraum® – Institut für Selbstentfaltung
(aus Europäischen Sozialfonds und durch den Freistaat Sachsen mitfinanziertes Vorhaben – REACT-EU: als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie finanziert)

06/2022: 10. Netzwerktreffen Essstörungen Sachsen – Workshop „Selbsthilfegruppe und Angehörige im Austausch mit Behandlerinnen und Behandlern“

Berufspraxis

09/2007 – 02/2008: La Strada, Stiftung gegen Menschenhandel und Sklaverei in Warschau

02/2009 – 07/2009: Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle in Görlitz

02/2014 – 05/2014: Leitung einer virtuellen Selbsthilfegruppe bei Hungrig Online e.V.

07/2014 – 08/2015: umfangreiche Recherchen zu Essstörungen in Büchern, im Internet und in Foren sowie Gespräche mit Betroffenen

08/2017: essmo: Wege aus der Essstörung geht online

01/2020: Beginn meiner Selbstständigkeit mit essmo: Wege aus der Essstörung

01/2020 – 10/2020: Arbeit als Masseurin

02/2021 – 01/2023: Redakteurin beim Onlinemagazin newslichter.de

seit 04/2021: Podcast „Berührende Momente für Frauen“

seit 02/2022: 2. Vorstandsvorsitzende beim Netzwerk Berührung e.V.

Stationen auf meinem Lebensweg

Es gibt zwei Phasen auf meinem Weg, die mich sehr geprägt haben und über die ich an dieser Stelle gerne schreiben möchte:

1. Station: Meine eigene Essstörung

Im Alter von 15 Jahren rutschte ich langsam und kaum wahrnehmbar in eine Essstörung und diese begleitete mich, bis ich 22 war. Ich kenne das Hungern, ich kenne das Fressen, den Hass auf den eigenen Körper und die unzählbar vielen kritischen Blicke in den Spiegel. Ich kenne aber auch die Hoffnung, das Kämpfen, das Durchhalten und schließlich den lang ersehnten Schritt aus der Essstörung hinein in ein Leben, das so viel schöner ist als alles, was ich mir vorgestellt hatte.

Und schon damals im Jahr 2009, kurz nachdem der Spuk vorbei war, hatte ich bereits eine leise Ahnung: „Ich habe das alles nicht für umsonst durchgemacht. Irgendwann wird das irgendjemanden mal nütze sein.“ Schön, dass ich meine Erfahrungen nun weiter geben darf.

2. Station: Die Sehnsucht nach Berührungen

Lange Zeit begleitete mich der Wunsch, andere Menschen zu berühren, sehr innige Momente zu teilen und Nähe zu schenken. Im Januar 2018 führte mich mein Weg in ein Zentrum für Berührungskunst in Dresden, wo ich eine Kursreihe besuchte. Nach einem halben Jahr war diese zu Ende, doch der Sog hin zu diesem Zentrum blieb und wurde mit jedem Tag stärker.

So entstanden langsam, aber unaufhörlich immer mehr Verbindungen, ich besuchte weitere Kurse, absolvierte eine Jahresausbildung in Massage, das essmo-Forschungsprojekt war inzwischen entstanden und schließlich machte ich mich mit meinen Berührungsangeboten selbstständig. Unendlich dankbar bin ich für die Zusammenarbeit mit inzwischen sehr vielen wunderbaren Menschen in einem im wahrsten Sinne des Wortes sehr berührenden Arbeitsfeld.

Was mir in meiner Arbeit am Herzen liegt

Mir ist es wichtig, auf deinem Weg aus der Essstörung auf einfühlsame und sanfte Weise an deiner Seite zu sein. Dabei sehe ich mich als deine Begleiterin, die dir Orientierung und Halt geben möchte. Und die dir gleichzeitig die Freiheit lässt, selber zu entscheiden, welcher dein nächster Schritt sein soll oder welchen Abzweig du wählst. Dabei möchte ich dich ermutigen, den Blick immer wieder nach innen zu richten.

Da ich den Weg durch die Essstörung bereits selber gegangen bin und seit einigen Jahren auch fachlich auf diesem Gebiet unterwegs bin, trage ich inzwischen einen großen Schatz an Erfahrungen und Wissen in meinem Rucksack. Wenn dir etwas davon nützlich ist, dann hole ich es gerne aus meinem Gepäck heraus. Ansonsten gebe ich dir aber auch viel Raum, um selber Dinge auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln.

Außerdem ist es mir wichtig, neue Wege zu erforschen. Dabei bin ich begeisterte Anhängerin der körperorientierten Arbeit und halte das Potenzial, das Berührungen für die Begleitung von Frauen wie dich bereit hält, enorm.

Mitgliedschaften

Heilnetz

Auf diesem Internetportal verbinden sich in regionalen Heilnetzen ganzheitlich arbeitende Fachleute, um einander zu unterstützen. Außerdem finden Hilfesuchende über eine Vermittlungsfunktion einen für sie passenden Ansprechpartner vor Ort.

Heilnetz

Netzwerk Berührung e.V.

Dieser gemeinnützige Verein möchte achtsame Berührungen in alle Schichten der Gesellschaft tragen. Außerdem dient er als Plattform, über die sich Bodyworker aus ganz Deutschland miteinander vernetzen können.

Netzwerk Berührung

Ethik

1. Ich sehe eine Essstörung als einen Wegweiser, der dir zeigen möchte, dass du nicht das Leben lebst, das du leben könntest. Deine Essstörung möchte dich also einladen, genau hinzuschauen, zu erkennen, zu lernen und sie möchte dich ermutigen, dich immer mehr zu einem Leben der Freude, der Leichtigkeit und der Lebendigkeit hin zu entwickeln.

2. Für mich bist du ein wunderbares, vollkommenes Wesen, das bereits alles in sich trägt, was es braucht, um ein glückliches und gesundes Leben zu führen. Ich weiß um den Zusammenhang von Körper, Geist und Seele und arbeite deshalb nicht nur auf kognitiver, sondern auch auf emotionaler und auf körperlicher Ebene. Für mich ist eine Essstörung ein Symptom dafür, dass die Seele hungert und diesen Hunger über den Körper zum Ausdruck bringt. Sobald der Hunger auf Seelenebene gestillt ist, verschwindet auch das Symptom.

3. Ich sehe mich als Begleiterin, die dich dabei unterstützen will, den für dich richtigen Weg zu finden. Dabei kann ich dir Impulse geben und dir Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Entscheidung, welche Richtung du für die nächsten Schritte wählst, liegt aber allein bei.

4. In der Begegnung mit dir bin ich in erster Linie Mensch, der dir wertschätzend und einfühlsam gegenüber tritt und dich auf menschlicher Ebene berühren möchte. Gleichzeitig möchte auch ich berührbar sein und mich nicht hinter einer unnahbaren Fassade verstecken. Ich weiß, dass auch ich Lernende auf meinem Lebensweg bin und möchte wohlwollend mit meinen Fehlern (= Lernerfahrungen) umgehen. In meinen eigenen Entwicklungsprozessen bin ich so weit voran geschritten, dass ich dir eine stabile und zuverlässige Begleiterin sein kann. Denn ich weiß, dass ich dich nur soweit begleiten kann, wie ich meinen eigenen Weg bereits gegangen bin.

5. Neben der Begegnung auf Augenhöhe über die menschliche Ebene ist mir die Professionalität ein großes Anliegen. Ich verfüge neben meinen persönlichen Erfahrungen als ehemalige Betroffene über solide Ausbildungen sowie über ein umfangreiches Wissen in meinem Fachgebiet. Regelmäßig reflektiere ich meine Arbeit für mich, in Intervisionen sowie in Supervisionen und bilde mich kontinuierlich weiter. Auf diese Weise biete ich dir in meiner Arbeit eine hohe Qualität, ohne mich dabei vom Perfektionismus treiben zu lassen.

6. In der Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen trägt jede und jeder von uns einen wertvollen Teil zur Begleitung von Frauen mit Essstörungen bei. Dabei sehe ich uns nicht als Konkurrierende, sondern als Kooperierende, die voneinander lernen, einander bereichern und gemeinsam zum Wohle von euch Betroffenen wirken wollen. Denn ich bin mir sicher, dass wir nur gemeinsam Großes erschaffen können.

7. In meinem Wirken – sei es in der Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen oder in der Arbeit mit Betroffenen – will ich einen Rahmen schaffen, in dem sich alles, was sich gerade zeigen will, zeigen darf. Dahinter steht die Überzeugung, dass sich Dinge, die Raum bekommen, hin zum Positiven verändern. Dabei gehe ich in jeder Interaktionen sehr achtsam mit meinen eigenen Bedürfnissen und Grenzen wie auch mit den Bedürfnissen und Grenzen des Gegenübers um.

8. Ich weiß darum, dass es im zwischenmenschlichen Miteinander zu Meinungsverschiedenheiten, Unklarheiten und Unstimmigkeiten kommen kann. Auch diesem will ich Raum geben, sodass Differenzen von Anfang an konstruktiv genutzt werden. Dabei reflektiere ich eigene Triggerpunkte und sehe Unstimmigkeiten als Chance, um mich mit Themen auseinander zu setzen, zu lernen und um zu wachsen.

9. Ich bin aufgeschlossen für konstruktives Feedback, denn das hilft mir, mich weiter zu entwickeln und meine Inhalte und Angebote zu verfeinern. Gleichzeitig freue ich mich auch über jede positive Rückmeldung, die mich darin bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein und dir mit meinem Wirken Gutes zu tun.

10. Über allem mögen die Freude und die Dankbarkeit stehen. Freude und Dankbarkeit für jeden Menschen, der zu essmo: Wege aus der Essstörung findet und seinen Lebensweg ein stückweit zusammen mit mir geht. Freude und Dankbarkeit für jede Begegnung. Und Freude und Dankbarkeit für die wundervolle Arbeit, die ich hier tun darf. Ich würde mich freuen, wenn auch du ein Teil davon wirst.

Ansätze bei essmo

Nachfolgend kannst du lesen, was mir in meinem fachlichen Wirken bei essmo: Wege aus der Essstörung wichtig ist. Du erfährst, mit welchen Ansätzen ich arbeite und welche Methoden dich auf deinem Weg unterstützen könnten.

Beziehungsorientierte Arbeit

Forschungsarbeiten von Carl R. Rogers

Der amerikanische Psychologe und Psychotherapeut Carl R. Rogers (1902 – 1987), Begründer der personenzentrierten Psychotherapie und einer der Hauptvertreter der humanistischen Ansätze, ging von einem Menschenbild aus, nach dem der Mensch von Grund auf gut ist und ein Interesse daran hat, sich weiter zu entwickeln und zu entfalten.

Mitte des vergangenen Jahrhunderts forschte Rogers dazu, welche Bedingungen ein Mensch braucht, damit er über sein inneres Erleben spricht, sich besser verstehen lernt und sich dadurch zu verändern beginnt. Er stellte fest, dass es nicht die Methode ist, die zu Veränderung führt. Das Entscheidende ist vielmehr die Beziehung zwischen dem Hilfesuchenden und dem Helfenden.

Dazu stellte er drei Variable auf, die in einer Beziehung zwischen zwei Menschen vorhanden sein sollten, damit Persönlichkeitsentwicklung geschehen kann.

Empathie

Wenn der Helfende nicht von seiner fachlich überlegenen Position heraus agiert, sondern dem Klienten auf Augenhöhe begegnet, sich in seine inneren Welten hinein fühlt und diese tatsächlich versteht, so öffnet das für den Hilfesuchenden einen Raum, in dem er sich immer weiter öffnen kann. Rogers ging davon aus, dass dem Hilfesuchenden wie auch dem Helfenden nur ein kleiner Teil der inneren Welt bewusst ist. Und dass die Therapie bzw. eine andere Form der Hilfe eine Art Reise ins Innere darstellt, bei der immer mehr Erkenntnisse aus dem Unbewussten ins Bewusstsein gelangen können. Für den Hilfesuchenden geht es also um eine Exploration seines inneren Erlebens, bei dem er in immer tiefere Schichten seiner Persönlichkeit eindringt. Damit der Hilfesuchende sich immer weiter öffnen kann, ist es aber erforderlich, dass er sich angenommen und verstanden fühlt.

Authentizität

Aufgabe des Helfenden ist es, dem Hilfesuchenden nicht in einer Rolle oder hinter einer Fassade zu begegnen, sondern ihm tatsächlich als Mensch gegenüber zu treten. Er sollte in jeden Moment der Zusammenarbeit über seine eigenen Gefühle, sein inneres Erleben sowie über Einstellungen reden können. Sehr schnell sollte er sich bewusst machen können, wenn er Abwehrhaltungen einnimmt, bei denen er eigene, unbewusste Anteile auf sein Gegenüber projiziert und diese Anteile bei sich selbst integrieren. Der Helfende sieht sich als Lernender, der mit jeder Begegnung wächst. Auch er lässt sich von den Begegnungen und Erfahrungen, die er innerhalb einer Stunde erleben darf, berühren. Außerdem bedeutet Authentizität, dass der Helfende nicht alles weiß, Fehler macht und nicht perfekt ist.

Wertschätzung

Die Begegnung zwischen dem Helfenden und dem Hilfesuchenden sollte immer in einer Atmosphäre der Wertschätzung erfolgen. Dabei geht dies nicht schematisch zu erlernen, da es sich um eine Wärme und Herzlichkeit handelt, die von innen kommt. Der Helfende sieht den Hilfesuchenden als eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Werten, Einstellungen, Meinungen und Lösungsstrategien. Es ist nicht die Aufgabe des Helfenden, seinem Gegenüber Lösungsvorschläge anzubieten oder ihm eigene Werte überstülpen zu wollen. Vielmehr geht es darum, ihn in jedem Moment so anzunehmen, wie er ist. Und somit einen Raum zu eröffnen, damit das, was gerade da ist, auch da sein darf. Indem ein Mensch diese Art der Zuwendung erfährt und im jetzigen Moment seines Seins angenommen wird, geschieht Veränderung von alleine. Denn diese Annahme durch eine andere Person trägt dazu bei, dass sich der Hilfesuchende auch selbst ein stückweit mehr annimmt.

Ganzheitliche Arbeit

Körper, Geist und Seele

Der ganzheitliche Ansatz geht davon aus, dass ein Mensch aus Körper, Geist und Seele besteht. Diese drei Komponenten stehen in einem engen Zusammenhang zueinander.

Ein Beispiel für diese Zusammenhänge könnte sein, dass dein seelischer Hunger über den Körper zum Ausdruck kommt, indem du zu wenig beziehungsweise zu viel isst oder erbrichst. Erst, wenn sich die Seele genährt und gesättigt fühlt, verliert der Körper seine Funktion als Spiegel der Seele.

Ganzheitliche Arbeit

Inneres Gleichgewicht eines Menschen

Ein Mensch, der sich mit sich und der Welt im Lot befindet, hat gleichermaßen einen liebevollen Zugang zu seinem Körper, seinem Geist und seiner Seele. Alle drei werden mit dem, was sie mitzuteilen haben, beachtet. Und keine dieser drei Komponenten spielt sich in den Vordergrund.

Ganzheitliche Arbeit

Entwicklungen bei Frauen mit Essstörungen

Wenn du eine Essstörung entwickelst, passiert nun Folgendes: Der Kopf übernimmt die Regie und wird dominanter und dominanter – erkennbar an nicht endenden Gedankenschleifen oder starker Verkopftheit. Dadurch, dass sich die Verstandesebene eine Machtposition erobert, verlieren der Körper und die Seele an Mitspracherecht und rücken immer weiter in den Hintergrund. Es entsteht also ein Ungleichgewicht.

Ganzheitliche Arbeit

Versuch der Herstellung eines neuen Gleichgewichts

Nun strebt der Organismus aber immer nach Gleichgewicht. Das bedeutet, es braucht eine vierte Komponente, um das sich zunehmend entwickelnde Ungleichgewicht wieder auszugleichen. Und jetzt kommt die Essstörung ins Spiel. Denn wenn das Miteinander von Körper, Geist und Seele zunehmend aus der Balance gerät, braucht es eine Essstörung, um ein neues Gleichgewicht herzustellen.

Ganzheitliche Arbeit

Gesundes Gleichgewicht ohne Essstörung

Genau aus diesem Grund ist die Essstörung da. Solange sich Körper, Geist und Seele im Ungleichgewicht befinden, brauchst du die Essstörung, um irgendwie eine Balance herzustellen. Sobald es dir gelingt, den Verstand von seiner Machtposition runter zu holen und den Körper wie auch die Seele in ihren Funktionen zu stärken, wird sich nach und nach ein gesundes Gleichgewicht einstellen. Und dann wird die Essstörung überflüssig werden.

Aufgabe der ganzheitlichen Arbeit

Aufgabe der ganzheitlichen Arbeit ist es nun, zusammen mit dir heraus zu finden, wonach deine Seele hungert und diesen seelischen Hunger zu stillen. Bei essmo: Wege aus der Essstörung arbeite ich viel mit Berührungen im übertragenen Sinne, um echten Kontakt herzustellen und somit auf einer tiefen Ebene zu nähren.

Außerdem gilt es, dass du immer mehr im eigenen Körper ankommst. Berührungen im körperlichen Sinne können dir dabei helfen, sodass du einen Zugang zu deinem Körper und den Körperempfindungen bekommst.

Auf diese Weise werden die Seele und der Körper gestärkt und der bisher so dominierende Verstand rückt in den Hintergrund. Und sobald sich ein gesundes Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele einstellt, wird die Essstörung überflüssig werden und verschwinden.

Körperarbeit

Arbeit mit Berührungen

Die Körperarbeit nimmt bei essmo: Wege aus der Essstörung einen besonderen Raum ein. Momenten befinde ich mich auf einer Forschungsreise, um herauszufinden, wie Berührungen Betroffene auf ihrem Weg aus der Essstörung unterstützen können. Im Anschluss möchte ich daraus meine eigene, körperorientierte Methode zur Begleitung von Frauen mit Essstörungen entwickeln.

Deshalb soll es an dieser Stelle ein paar erste Überlegungen geben, in welche Richtung die Reise gehen wird.

Berührungen zum Nachholen fehlender, elementarer Erfahrungen

Kommt ein kleines Menschenwesen auf die Welt, so sucht es sofort die Nähe der ihm vertrautesten Person: der Mutter. Auch während der folgenden, ersten Lebensmonate ist die Haut das wichtigste Sinnesorgan, über welche das Baby elementare Erfahrungen sammelt. Außerdem ist es für eine gesunde Entwicklung erforderlich, dass seine Bezugsperson während des ersten Lebensjahres seine Bedürfnisse augenblicklich erkennt und stillt.

Machen wir uns nun bewusst, wie tief die Metaphorik in die Seele eines Menschen blicken lässt, so wird sehr schnell klar: Frauen, die ein Thema mit Ernährung haben, haben auch oftmals das Thema, als Baby nicht ausreichend genährt worden zu sein. Ihr nicht zu stillender Hunger lässt darauf schließen, dass bereits während der ersten Lebensmonate ihre Bedürfnisse nach Nähe und Zuwendung nicht ausreichend gestillt worden sind.

Über Berührung lassen sich viele der fehlenden Erfahrungen aus den frühsten Jahren nachholen. So kann es eine nicht in Worte zu fassende, wunderschöne, nachnährende Erfahrung sein, wenn eine andere Person einen über eine längere Zeit einfach nur im Arm hält und wiegt.

Berührung als Ansatz für nachhaltige Erfolge

Die Arbeit auf kognitiver Ebene ist ein wichtiger Abschnitt auf dem Weg aus der Essstörung. Auf diese Weise kann Unbewusstes ins Bewusstsein kommen. Doch Themen sitzen auch im Körper und wollen über diesen heraus gelöst werden.

Ich selbst durfte auf meiner eigenen Reise eine sehr faszinierende Erfahrung machen, die viel in mir bewegt hat:

Mehrere Tage lang war ich vollkommen aus meiner inneren Mitte gerissen. All die mir zur Verfügung stehenden Strategien, um wieder bei mir anzukommen, halfen in dieser Zeit nichts. Durch eine einzige Umarmung voller Präsenz von etwa einer Minute Dauer, eingebettet in eine kurze Fünf-Minuten-Begegnung, fand ich wieder in mein inneres Gleichgewicht zurück. Mehr noch: Sehr gestärkt und voll neuer Kraft ging ich in meinen Alltag zurück.

Diese beeindruckende Erfahrung gab mir tiefe Einblicke, wie viel die Arbeit über den Körper verändern kann.

Berührung als ganzheitlicher Ansatz in der Begleitung

Es ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen, vom Gegenüber wahrgenommen, gesehen und in der Tiefe berührt zu werden. Wenn dies im übertragenen Sinne geschieht, so kann dies eine sehr intensive Erfahrung sein, die viel in Bewegung bringt.

Wer zudem schon einmal erlebt hat, in einer Zeit der Traurigkeit, der Angst und der Verzweiflung nicht nur im übertragenen, sondern auch im körperlichen Sinne berührt zu werden, der weiß, um wie viel ganzheitlicher und runder sich das anfühlt. Eine Berührung, die auf geistiger, seelischer sowie körperlicher Ebene geschieht, fühlt sich sehr vollkommen an und deren Wirkung lässt sich nicht in Worte fassen.

Berührung als Ansatz zur Schulung der Körperwahrnehmung

Essstörungen, insbesondere die Magersucht, gehen mit einer starken Körperwahrnehmungsstörung einher. Betroffene haben den Bezug zu ihrem eigenen Körper vollkommen verloren und nehmen sich als viel dicker wahr, als sie in Wirklichkeit sind.

An dieser Stelle liegt es nahe, mit Körperwahrnehmung und Wahrnehmungsübungen zu arbeiten. Berührung kann dabei zu einem wichtigen Werkzeug werden. Durch diese spüren Betroffene ganz real, wo ihr eigener Körper endet und der Körper einer anderen Person beginnt. Denn körperliche Fähigkeiten lassen sich nicht über Worte entwickeln, sondern nur über körperliche Erfahrungen.

Berührung in der Begleitung von Frauen mit sexuellen Traumata

Die starke Ablehnung der eigenen Weiblichkeit bei Essstörungen sprechen dafür, dass es zu starken Verletzungen im Bereich der Weiblichkeit gekommen ist. Dies können sexuelle Übergriffe und Missbrauchserfahrungen, aber auch starke Angriffe auf das Frausein sein.

Mithilfe von Berührungen können Betroffene neue, positive und vor allem achtsame Berührungserfahrungen sammeln. Auf diese Weise können die alten Erfahrungen mit der Zeit immer mehr überschrieben werden und die Frau kann in ihrem Frausein wachsen und mehr Selbstbewusstsein entwickeln.

Traumasensible Arbeit

Entwicklungs- und Schocktraumata

Essstörungen sind häufig eine Folge von traumatischen Erlebnissen. Das können sowohl entwicklungstraumatische Erfahrungen (z.B. Bindungsverletzungen) sein wie auch schocktraumatische Erlebnisse (z.B. sexueller Missbrauch).

An dieser Stelle möchte ich Einblicke in die Traumaarbeit geben.

 Wie entsteht ein Trauma?

Gerät ein Mensch in eine Gefahrensituation, so reagiert der Körper sofort. Er schüttet Energie aus, um dem bedrohlichen Ereignis begegnen zu können.

Nun hat die Natur uns Menschen mit drei Überlebensstrategien ausgestattet, von denen bei Gefahr eine reflexartig greift: Flucht, Kampf und Erstarrung. Das bedeutet, dass der Mensch die ausgeschüttete Energie dafür nutzt, um eine der drei Strategien anzuwenden.

Flucht, Kampf…

Gehen wir in den Fluchtmodus, so wird die freigesetzte Energie genutzt, um davon zu rennen. Auch bei der unbewusst und in Millisekundenschnelle ablaufenden Wahl für den Kampf benötigen wir die ausgeschüttete Energie, um uns zu wehren. Ist die Gefahr besiegt oder die Flucht gelungen, so fährt der Körper wieder in den Normalzustand zurück. Das Leben kann weiter gehen.

Solche Situationen sind zwar anstrengend, hinterlassen aber keine Spuren. Denn der Mensch hat die freigesetzte Energie während der Flucht oder des Kampfes komplett aufgebraucht. Im Anschluss kann er die gemachte Erfahrung integrieren. Dadurch schließt er mit dem Ereignis ab.

…und Erstarrung

Nun gibt es aber auch Ereignisse, bei denen Flucht oder Kampf nicht möglich sind. Dazu gehört zum Beispiel sexuelle Gewalt in jeglicher Form.

In diesen Situationen greift die dritte Überlebensstrategie: die Erstarrung. Der Körper hatte ja große Mengen an Energie freigesetzt, um der Gefahr begegnen zu können. Kommt es aber weder zum Kampf noch zur Flucht, so friert der Körper die Energiemenge ein und lagert sie an einer Stelle im Körper ab. Es kommt zur Erstarrung. Das ist ein Schutzmechanismus des Körpers. Denn in diesem Zustand fühlt der Mensch kaum noch etwas und bekommt nicht mehr mit, was mit ihm passiert. Er ist quasi wie betäubt, um nicht zu spüren, wie das bedrohliche Ereignis über ihn herein bricht.

Ist die Gefahr vorüber, könnte er theoretisch seinen Weg unbeschwert fortsetzen. Das geht aber nicht. Denn die großen Energiemengen, die der Organismus freigesetzt hatte, befinden sich ja noch im Körper. So signalisiert dieser weiterhin, dass eine Bedrohung da ist. Und der Mensch bleibt in diesem „Achtung! Gefahr!“ – Modus hängen. Von da an wirkt das Erlebnis traumatisch.

Traumaarbeit

Bewältigung eines Traumas

Doch der menschliche Organismus hat von sich ein Interesse daran, belastende Erfahrungen zu verarbeiten. Das heißt, er möchte die eingefrorenen Energiemengen und somit das Trauma wieder loswerden.

Es kommt der Zeitpunkt, an dem die eingefrorenen Energien wieder auftauen. Sie beginnen im Körper zu zirkulieren und warten darauf, aufgebraucht zu werden. Das kann zum Beispiel anhand von körperlicher Betätigung wie zum Beispiel Rennen oder Boxen passieren. Ein nachträgliches Nachholen der Flucht oder des Kampfes sozusagen. Doch es gibt auch subtilere Formen der Energieabgabe wie ein leichtes Zittern. Sobald die Betroffene diese Energien verbraucht hat, kommt es zur Entspannung. Der Körper registriert also, dass die Gefahr vorüber ist.

Bei der Verarbeitung einer traumatischen Erfahrung passieren neben dieser Arbeit auf körperlicher Ebene auch noch andere Prozesse. Zum einen schließen sich während des Prozesses nach und nach Gedächtnislücken, sodass sich die Betroffene am Ende an das Ereignis vollständig erinnert. Zum anderen brechen nach einer gewissen Weile – sobald ein großer Teil der aufgetauten Energien den Organismus über die körperliche Ebene verlassen haben – Emotionen hervor, die in der Traumasituation entstanden sind. Diese sind dann nicht mehr überwältigend und können über ein Durchfühlen losgelassen werden.

Traumasensible Arbeit

Was ist in der traumasensiblen Arbeit wichtig?

In der traumasensiblen Arbeit haben wir ein Bewusstsein dafür, dass die noch im Körper lagernden Energien jederzeit mit aller Wucht wieder hervor brechen können. Deshalb ist wichtig, dass die Begleitende die Betroffene nicht in die Traumasituation zurück führt. Das könnte sie zum Beispiel, indem sie die Betroffene zum Beispiel auffordert, sich an das Ereignis zu erinnern. In diesem Fall würde die Hilfesuchende komplett von den in der Traumasituation entstandenen Gefühlen überflutet werden und es käme zu einer Retraumatisierung. Vielmehr geht es darum, die Betroffene dabei zu unterstützen, die Energien über den Körper sanft zu entlassen und den Emotionen die Zeit zu geben, die sie brauchen, bis sie sich zeigen wollen. Die Erinnerungen kommen nach und nach von alleine wieder.

Von entscheidender Bedeutung ist in diesem Bewältigungsprozess der Kontakt. Das bedeutet, dass die Begleitende während der gemeinsamen Arbeit voller Präsenz den Prozess begleitet, sehr sensibel für Veränderungen im Miteinander wie auch im Körper der Betroffenen ist und diese zeitnah anspricht. Durch dieses traumasensible Vorgehen wird eine Retraumatisierung verhindert und die Betroffene kann die Erlebnisse nach und nach verarbeiten.

Haben die Traumaenergien den Körper komplett verlassen und konnte die Betroffene das Ereignis auf mentaler wie auch auf emotionaler Ebene integrieren, kann sie ihren Blick wieder nach vorne richten, da sie nicht mehr in der Traumasituation festhängt. Von nun an kann ihr Leben deutlich unbeschwerter weiter gehen.

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Hinweis: essmo: Wege aus der Essstörung ist ein psychosoziales Angebot und du bekommst Hilfe zur Selbsthilfe. Die Inhalte und Angebote dieser Seite ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder Heilpraktiker.

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