Was ist schön?

Was ist schön?

von | Feb 11, 2018

Wie zufrieden bist du mit deinem Körper? Kannst du dich freundlich im Spiegel betrachten? Oder sind es vor allem hassvolle Blicke, die du deinem Spiegelbild entgegen bringst?

Nicht nur Frauen mit einer Essstörung, nein, hunderttausende Frauen sind mehr als unzufrieden mit sich und ihrem Körper. Hunderttausende! Dabei können wir heutzutage alles bekommen, was wir für uns und unser körperliches Wohlbefinden brauchen: eine ausgewogene Ernährung, Massagen, Make ups, regelmäßige Stunden im Fitnessstudio bis hin zu Schönheits-OPs.

Woher kommt also die tiefe Unzufriedenheit? Und was ist Schönheit überhaupt? Diesen Fragen möchte ich in meinem heutigen Blogartikel nachgehen.

Vom Schlankheitswahn und von wahrer Schönheit

Wir brauchen uns nur umsehen, umhören und schon sind wir mit dem gängigen Bild von Schönheit konfrontiert: Wer superschlank ist, ist schön, sexy und glücklich. Die Werbeplakate erzählen davon, in jeder Frauenzeitschrift wird dieses Bild gezeichnet, Stars und Models leben es vor und es ist aus Gesprächen unter Frauen raushörbar.

Doch irgendwie geht das, was da vermittelt wird, ganz schön an der Realität vorbei. Denn es sind die wenigsten, die diesen überhöhten Anspruch an Schlankheit erreichen. Und diejenigen, die dem Ideal entsprechen, sind alles andere als glücklich. Vielleicht gehörst ja auch du zu denjenigen, die ein Lied davon singen können…

Also, auch wenn die Vorstellung von „schlank & glücklich“ überall vermittelt wird – so viel Wahres scheint ja da nicht dran zu sein.

Doch was ist dann schön?

Ich glaube, das Glücklichsein hängt nicht in erster Linie von der Figur ab. Es kommt von innen. Denn wer sich wohl fühlt mit sich und seinem Leben, der fühlt sich auch wohl in seiner Haut.

Kennst du das, dass es Menschen gibt, die gut gebaut sind und dennoch eine unglaubliche Lebendigkeit und Schönheit ausstrahlen? Kann doch eigentlich gar nicht sein. Zumindest nicht, wenn man das gängige Schönheitsideal (schlank = schön & glücklich) zugrunde legt. Und trotzdem gibt es diese Frauen.

Ich glaube, je mehr sich ein Mensch innerlich annehmen kann, desto mehr verliert das äußere Erscheinungsbild an Bedeutung, desto unwichtiger wird es, welche Zahl die Waage anzeigt und welche Kleidergröße in der Hose steht. Wer sich wohl fühlt mit sich und der Welt, strahlt das auch nach außen aus. Zufriedene Menschen sind einfach mal schön.

Von Verletzungen und von Selbstannahme

Nun sagt sich das natürlich so leicht, dass man „nur“ innerlich zufrieden sein muss und dann wird auch vom Äußerlichen her (fast) alles gut. In der Realität sieht das ganz anders aus. In der Realität ist es schwer, sich selbst und den eigenen Körper lieben zu lernen. Verdammt schwer. Inmitten einer Essstörung scheint es vermutlich nahezu unmöglich. Ich kann das gut verstehen.

Doch warum ist es so schwer, sich selbst und den eigenen Körper anzunehmen?

Hinter dieser Nichtannahme stehen Verletzungen. Also, Erfahrungen, die du irgendwann mal gemacht hast und die tiefe Spuren in dir hinterlassen haben.

Vielleicht hat dein Vater während deiner Pubertät mal einen blöden Spruch über deinen Hintern gemacht. Vielleicht hattest du eine Mutter, die mit sich und ihrem eigenen Körper absolut unzufrieden war und die dir somit nicht das Vorbild sein konnte, das du gebraucht hättest. Oder die Jungs aus deiner Klasse haben sich über deine Beine lustig gemacht, als du einfach mal ausprobieren wolltest, wie es sich mit einem kurzen Rock anfühlt. Vielleicht warst du auch in einer Mädelsclique, die fleißig durch Zeitschriften geblättert hat, um die Schönste aller Schönsten zu finden. Und wenn du dazu gehören wolltest, dann hattest du eigentlich gar keine andere Wahl, als da mitzumachen.

All das verletzt natürlich. Denn mit jeder Erfahrung, die du sammeln musstest, hast du erfahren: So, wie du bist, bist du nicht in Ordnung. Und mit jedem Erlebnis hat sich das gängige Schönheitsideal immer weiter in deinen Kopf eingefressen und dort sitzt es sehr, sehr fest.

Wenn du dich nun innerlich wie auch äußerlich ein klitzekleines stückweit mehr annehmen willst, dann kann ein erster Schritt sein, sich die eigenen Erlebnisse und Verletzungen anzuschauen. Was hat dich in deiner Entwicklung geprägt? Was wurde dir vermittelt? Und durch wen hast du erfahren, dass dein Körper nicht in Ordnung ist, so wie er ist?

Wenn du dir bewusst machst, was dich geprägt hat und was du an Verletzungen erfahren musstest, dann kann dies eine erste, kleine Veränderung bewirken. Denn durch das bewusste Hinschauen kannst du hinterfragen: War das, was dir im Zuge deiner Entwicklung vermittelt wurde, wirklich so richtig? Bist du wirklich nicht in Ordnung, so wie du bist? Oder haben dir die Menschen in deinem Umfeld Unrecht getan?

Und vielleicht stellst du dann zumindest für einen winzig kleinen Moment fest, dass es die anderen waren, die dir verrückte Bilder von Schönheit vermittelt haben.

Es ist verdammt schwer, den eigenen Körper annehmen zu lernen. Aber es ist möglich. Und ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel eine kleine Anregung geben konnte, an welcher Stelle du ansetzen könntest.

Ich grüß dich lieb.

© Dorothea

Teile den Artikel auf:

Facebook   Telegram   Twitter   LinkedIn   XING

Facebook   Instagram   YouTube   iTunes   Spotify

Newsletter

Möchtest du 4x bis 6x im Jahr spannende Infos zu traumasensibler Körperarbeit bei Essstörungen und Veranstaltungen in Dresden zugeschickt bekommen?

Hinweis: essmo: Wege aus der Essstörung ist ein psychosoziales Angebot und du bekommst Hilfe zur Selbsthilfe. Die Inhalte und Angebote dieser Seite ersetzen nicht den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder Heilpraktiker.

Dieses Projekt wird mitfinanziert durch:

EU     ESF     Sachsen