Mach mal Pause!
Wie ist das eigentlich bei dir? Gehörst du auch zu den Leuten, die die meiste Zeit des Tages unterwegs sind, immer offen für Anfragen und die zuverlässig mit anpacken, wenn Hilfe gebraucht wird?
Gerade bei Nahrungsentzug in der Magersucht setzt der Körper ja derart viel Adrenalin frei, dass Betroffene pausenlos auf Achse sind. Aber auch bei den anderen Essstörungsformen finden sich ganz viele Frauen, die immer und überall helfen und insgesamt sehr viel leisten.
Nun erzähle ich dir mit Sicherheit nichts Neues, wenn ich sage, dass Pausen wichtig sind und dass der Körper die Zeiten der Regeneration braucht.
Mit dem heutigen Blogartikel möchte ich dir aber eine Möglichkeit aufzeigen, damit dieser Satz „Mach mal Pause!“ nicht nur so ein Kopfding bleibt, dass schnell so weit unten auf der To-Do-Liste landet, dass es in Vergessenheit gerät. Sondern dass dieser Satz im Körper ankommt und sich dort mit all seiner Weisheit und Bedeutsamkeit manifestieren kann.
Bereit dazu? Dann geht’s los.
Vom Kopf in den Körper
Zunächst möchte ich dich bitten, dass du mal deine Aufmerksamkeit auf dein momentanes Umfeld richtest. Dudelt irgendwo noch Musik aus dem Radio oder läuft im Hintergrund die Waschmaschine? Dann schalt doch diese Geräuschequellen aus, damit du wirklich Ruhe hast.
Ich lade dich ein, es dir bequem zu machen. Vielleicht magst du dich ja auch hinlegen.
Achte nun auf deinen Atem. Beobachte, wie er einströmt und ausströmt. Einströmt und ausströmt.
Und während du ihn einfach nur wahrnimmst, kannst du immer ruhiger werden und mit jedem Atemzug mehr in deinem Körper ankommen.
Nimm dir dafür wirklich ein paar Minuten Zeit und werde immer, immer ruhiger. Und beobachte noch einmal, wie dein Atem einströmt und ausströmt.
Wenn du nun ganz ruhig geworden bist, möchte ich dich bitten, dir mal eine ganz normale Alltagswoche von dir vor Augen zu führen: Wie viele Stunden dieser Zeit bist du auf Achse? Und wie viele Stunden gönnst du dir für die Entspannung? Also, um wirklich runter zu fahren.
Kann es sein, dass du 97% + x deiner Zeit irgendetwas leistest und gibst und nur einen verschwindend geringen Prozentteil in die Erholung gehst, um deine Akkus wieder aufzuladen?
Fühl mal, wie sich das anfühlt, so viele Stunden im Funktionsmodus zu sein und so wenige in der Entspannung.
Welche Körperempfindungen machen sich gerade in der breit? Kälte in den Armen? Eine angespannte Muskulatur? Schmerzende Schultern? Oder noch was ganz anderes? Auf jeden Fall ganz schön kräftezehrend, oder?!
Und nun stell dir mal vor, du hättest jeden Tag mindestens eine Stunde Zeit, um wirklich runter zu fahren und um neue Kräfte zu tanken. Momentan geht es noch gar nicht darum, wie das praktisch umsetzbar ist. Es geht lediglich darum, dass du mal hinspürst, wie es sich anfühlt, jeden Tag ausgiebig Gelegenheit zu haben, um sich zu sammeln und die Akkus wieder aufzuladen.
Welche Körperempfindungen spürst du jetzt? Eine wohlige Wärme? Entspannung? Ein angenehmes Prickeln? Was löst diese Vorstellung bei dir aus? Es fühlt sich gesünder an, findest du nicht auch?!
Lass dir Zeit und spür dem Ganzen ruhig noch ein wenig nach.
Vom Körper in den Alltag
Nachdem du nun in deinen Körper hinein gespürt hast, lass uns mal schauen, wie sich so eine Stunde Pause, in der du wirklich einmal komplett auf Standby schaltest, im Alltag umsetzen lässt.
Ich bin mir sicher, dass sich innerhalb deines Tages ein Zeitfenster dafür findet. Vielleicht ist es am Vormittag, wenn die Kinder schon in der Schule sind und du noch ein wenig Zeit hast, bis du aus dem Haus raus musst. Vielleicht hast du eine längere Mittagspause, in der du dich komplett zurück ziehen kannst. Oder du gönnst dir die Zeit nach der Arbeit am Nachmittag.
Im Grunde genommen braucht es dafür nicht viel. Einen ruhiger Platz. Ein weiches Sofa. Oder einen wohlig-warmen Ort, an dem du dich auf ein mitgebrachtes Sitzkissen setzt. Besonders schön ist es natürlich, jetzt bei diesen Temperaturen im weichen Gras zu liegen und in das satte Grün der Bäume zu schauen.
Und dann nutzt du diese Stunde, um wirklich zur Ruhe zu kommen. Um so lange deinen Atem zu beobachten, bis zu an gar nichts mehr denkst und in einen tiefen Zustand der Entspannung fällst. Dabei lockern sich alle Muskelgruppen, der Stress des Alltags fällt von dir ab und du tauchst für eine Weile in eine andere Welt ein. Das ist ein wirklich schönes Gefühl! Probier es mal aus!
Neben dem Aspekt, dass du mit der Pause deine Akkus für die zweite Tageshälfte wieder auftankst, hat das Ganze noch eine Auswirkung auf deine Gesundheit:
Rüdiger Dahlke, ein ganzheitlich denkender Arzt, der auf dem Gebiet der Psychosomatik sehr erfolgreich aktiv ist, meinte mal in einem Vortrag: Durch nur eine Stunde des kompletten Runterfahrens pro Tag lasse sich das Herzinfarktrisiko um x % senken. Ich weiß die genaue Zahl leider nicht mehr, aber es war viel (60%. 70%. Vielleicht sogar 80%.).
Und es gibt noch eine Sache, die ich bei diesem Thema nicht unkommentiert lassen will: Es gibt ja das weit verbreitete Ritual, sich zur Mittagspause an seine Kaffeetasse zu klammern, um mit dem Muntermacher irgendwie dem Mittagstief zu entgehen. Ich kann das verstehen, schließlich wurden wir von kleinauf auf Leistung konditioniert. Doch wenn der Körper Müdigkeitssignale sendet, dann möchte er weder einen Kaffee noch ein anderes Aufputschmittel, sondern nur eins: Erholung. Und ich bin der Meinung, dass der Körper das Recht hat, genau dies zu bekommen.
Ich persönlich halte es jedenfalls für sehr sinnvoll, einmal pro Tag wirklich in den Standby-Modus zu fahren. Um dann gestärkt und mit neuer Energie kraftvoll in die zweite Tageshälfte zu starten. Ist doch besser, als den ganzen Tag über zu funktionieren, sich letztendlich aber nur noch mühsam durch den Nachmittag zu schleppen, oder?!
Also, du Liebe, schau mal, ob du so ein Entspannungsritual in deinen Alltag einbauen willst.
Ich grüße dich lieb.
© Dorothea
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