Wie dir deine Familie bei deinem Weg helfen will
Nun ist sie da, die Adventszeit, und ich hoffe, du bist gut in den Dezember gestartet. Doch so heimelig und besinnlich die Zeit vor Weihnachten gedacht ist – für Betroffene bedeutet sie nicht selten Stress pur.
Da sind nicht nur die vielen Naschereien, die einem überall angeboten werden. Nein, es ist auch die Familie, die in diesen Wochen näher rückt und mit der einiges an Zeit verbracht wird.
Und auf einmal sind sie wieder da – all die Eigenarten und Charakterzüge der anderen, denen man nun nicht mehr wirklich aus dem Weg gehen kann.
Geht dir das auch so? Würdest du so manche Eigenschaft deiner Familienangehörigen am Liebsten wegzaubern? Und irgendwie zieht es so viel Kraft, dass sich die anderen einfach nicht ändern?!
Ich möchte dir heute ein paar Impulse geben, warum dich deine Mutter, dein Opa oder deine Schwester nicht stressen wollen. Nein, im Grunde genommen wollen sie dir nur helfen, deinen Weg zu finden und sind bei genauerem Hinschauen deine Entwicklungshelfer.
Neugierig geworden? Dann lies weiter.
Wenn sich die anderen einfach nicht ändern lassen
Du wirst das kennen: Jede und jeder in deiner Familie hat so seine Eigenarten und vielleicht denkst du manchmal wehmütig daran, dass es dir besser gehen würde, wenn es diese Macken nicht gäbe.
Vielleicht hast dabei du solche oder ähnliche Gedanken:
- Wenn sich mein Vater mehr für mich interessieren würde, dann wäre ich fröhlicher und glücklicher.
- Wenn meine Mutter nicht so labil wäre, dann würde ich jetzt besser klar kommen in meinem Leben.
- Oder aber: Wenn mich meine Oma nicht immer mit Essen und Süßigkeiten überhäufen würde, dann hätte ich heute keine Essstörung.
- Und: Wenn meine Schwester nicht immer so im Rampenlicht meiner Familie stehen würde, dann hätte ich mehr Selbstbewusstsein.
Du könntest diese Liste sicher noch weiter ergänzen…
Ich kann diese Wünsche absolut nachvollziehen. Wer wünscht sich nicht, dass es ihm oder ihr gut geht in der eigenen Familie?! Wer freut sich nicht über ein funktionierendes Miteinander?!
Das Tragische dabei ist aber, dass du dich davon abhängig machst, wie der andere ist oder eben nicht ist. Das heißt, erst wenn der andere sich geändert hat, dann wird es dir besser gehen, du mehr Selbstbewusstsein haben, besser im Leben klar kommen und so weiter.
Ich weiß nicht, wie lange du schon darauf wartest, dass genau all das eintritt. Aber ich weiß, dass sich solche Abhängigkeitsstrukturen in Familien über Jahrzehnte halten können.
Denn weißt du was: Deine Familienangehörigen werden ähnlich über dich denken: ‚Erst wenn sie sich ändert, dann ist alles besser.‘
Und so erwartet jeder vom anderen, dass dieser sich ändert und letztendlich dreht ihr euch nur im Kreis. Denn keiner ist so recht bereit, den ersten Schritt zu tun…
Wenn du anfängst, dich zu verändern
Meinst du nicht, es wäre da an der Zeit, diese Abhängigkeitsstrukturen aufzulösen und somit aus den unguten Mustern auszubrechen?
Das kostet Mut und ist nicht unbedingt leicht. Aber es bedeutet, mit der Zeit glücklicher und zufriedener zu werden. Hast du Lust, es auszuprobieren?
Dann lass uns mal schauen, wie das gehen kann.
Wie du sicher immer wieder auf’s Neue auf frustrierende Weise festgestellt hast: Du kannst die anderen nicht ändern. Es geht einfach nicht.
Es gibt aber eine einzige Person in deinem Familiengefüge, auf die du Einfluss hast – auf dich.
Das heißt, deine Aufgabe ist nun, deinen Blick von den anderen weg- und auf dich hinzulenken. Schau mal, warum du von deinem Vater, deinem Bruder oder deiner Oma Dieses oder Jenes erwartest.
Sicher wirst du dann ganz schnell feststellen, dass du es selbst an dir nicht magst,
- so oft unglücklich statt fröhlich zu sein.
- nicht mit beiden Beinen im Leben zu stehen.
- immer wieder unter der Essstörung zu leiden.
- wenig Selbstbewusstsein zu haben.
Und deshalb hast du dir vermutlich so oft gewünscht, dass sich die anderen ändern, damit du das, was du an dir nicht magst, nicht spüren musst. Oder du wolltest zumindest Bestätigung von ihnen bekommen, dass du doch okay so bist, wie du bist.
Wenn du nun bewusst hinschaust, dass es an dir diese Seiten gibt, die du nicht magst oder die ein bisschen mehr bestätigt sein wollen, hast du schon einen ersten, wichtigen Schritt getan.
Im zweiten Schritt kannst du dir nun eine Seite an dir, die du nicht magst, heraus picken und dich als erstes um diese kümmern. Nimm das, was du an dir nicht leiden kannst, liebevoll an. Es gehört momentan zu dir und es ist vollkommen okay so.
Und indem du das, was du an dir so wenig magst, annimmst, passiert etwas Wunderbares: Das, was auf einmal da sein darf, verliert an Bedrohlichkeit. Du bist dann nicht mehr Opfer von deiner Traurigkeit, deiner Essstörung oder deinem geringen Selbstbewusstsein, sondern du kannst akzeptieren, dass Dieses oder Jenes (gerade) zu dir gehört.
Und auf einmal bist du nicht mehr davon abhängig, dass der andere sich ändert, damit du diese Seite nicht mehr an dir spürst oder dass du die Bestätigung von außen erhältst, die du dir bisher selbst nicht geben konntest. Auf einmal bist du gewachsen und kannst dich an eben dieser Stelle annehmen. Ist das nicht eine unglaubliche Befreiung?!?
Und auf diese Weise arbeitest du dich Schritt für Schritt vorwärts. Warum möchtest du, dass sich deine Mutter ändert? Was genau erträgst du an dem Verhalten deines Bruders nicht? Warum machst du dich immer wieder davon abhängig, wie deine Oma über dich denkt? Was ist es denn genau, was da in dir unangenehm berührt wird???
Für die nächsten Wochen, in denen du vielleicht mehr mit deiner Familie zu tun hast, wünsche ich dir viele, spannende Erkenntnisse. Und vergeude deine Zeit nicht mehr damit, dich über die anderen aufzuregen oder sie ändern zu wollen, sondern nutze die Stunden lieber, um hinzuschauen, warum dich Dieses oder Jenes immer wieder auf’s Neue so sehr trifft. Und dann verändere in dir etwas. Auf Dauer spart dir das auf jeden Fall viele, viele Nerven.
Sei lieb gegrüßt.
© Dorothea
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