Wie du der Opferrolle entkommen kannst

Wie du der Opferrolle entkommen kannst

von | Aug 31, 2017

Kennst du diese Momente?

Du sitzt zusammen mit deinen Gedanken in deinem Zimmer und sie erzählen dir, was alles schlecht ist: ‚Du hast heute schon wieder einen Essanfall gehabt. Du wirst es nie schaffen. Dein Ziel, das Studium mit der Bestnote abzuschließen, hast du nicht erreicht. Und deinen Traummann fürs Leben wirst du nie finden.‘

Immer weiter reiten sie dich in die Verzweiflung hinein und je länger du mit deinen negativen Gedanken allein bist, desto schlimmer wird es. Doch das muss nicht so bleiben.

In diesem Blogartikel zeige ich dir Wege auf, wie du der Opferrolle entkommen kannst.

Dein Körper kann dir helfen

Ja, du hast richtig gelesen. Dein Körper – sonst vermutlich dein Feind – kann dir helfen, denn Körper und Seele stehen in einem engen Zusammenhang zueinander. Wenn es dir nicht gut geht, so wird dies auch dein Körper berichten: Die Schultern hängen herunter, du gehst gebeugt und die Mundwinkel fallen schlaff nach unten. Beobachte doch mal, wie deine Körperhaltung davon erzählt, wie es dir gerade geht.

Und so, wie sich dein Befinden über deinen Körper zeigt, kannst du über deine äußere Haltung Einfluss auf deine Stimmung nehmen. Es kann wahre Wunder bewirken, wenn du dich aufrichtest, die Schulterblätter durchdrückst, deinen Kopf hebst und die Mundwinkel nach oben ziehst. Wenn du diese Übung vor dem Spiegel machst, wirst du zudem noch ein Lächeln geschenkt bekommen.  So wirst du nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich um ein paar Zentimeter wachsen, um nicht in der Opferrolle stecken zu bleiben.

Positive Gedanken für deine innere Haltung

Das Thema Kontrolle spielt für Frauen, die von einer Essstörung betroffen sind, eine große Rolle. Wenn alles nach Plan läuft, ist alles in Ordnung. Entwickeln sich Dinge dagegen anders als erwartet, kommt es schnell zum Kontrollverlust und die negativen Gedanken beginnen dir zu erzählen, was noch alles nicht geklappt hat und nicht klappen wird.

Folgende Strategien könnten dir helfen, um nicht in die Opferrolle zu verfallen und dich auch von innen heraus aufzurichten:

Gesteckte Ziele kritisch hinterfragen

Die Erwartungen, welche die Essstörung stellt, sind oftmals sehr, sehr hoch. Doch sind ihre Erwartungen wirklich gerechtfertigt?

War es wirklich so wichtig, das Studium mit Bestnoten abzuschließen? Oder hat da wieder die Perfektionismusfalle der Essstörung zugeschnappt? Auch mit einer guten Abschlussnote lässt es sich auf dem Arbeitsmarkt blicken. Und wer weiß, was in zehn Jahren ist. Vielleicht hast du bis dahin eine Zusatzausbildung absolviert oder dich beruflich neu orientiert. Dann wird vermutlich niemand mehr nach deinem Zeugnis fragen.

Es kann viel Druck nehmen, nicht den maximalen Erwartungen der Essstörung nachzukommen und offener für den Ausgang von Ereignissen zu werden. Denn hohe Erwartungen steigern die Gefahr, bitter enttäuscht zu werden und somit tief nach unten zu fallen.

Nach Handlungsmöglichkeiten suchen

Manchmal bleiben Türen verschlossen, die du gerne offen gehabt hättest, sodass du nicht – wie geplant – hindurchgehen kannst. Aber auch wenn sich eine Tür nicht öffnen lässt, so musst du nicht hilflos und kraftlos vor dieser zusammen sacken. Denn dann werden die Gedanken wieder zu kreisen beginnen. Links und rechts wird es weitere, leicht zu öffnende Türen geben, hinter denen du auch etwas von dem findest, was du brauchst.

Mag sein, dass du momentan nicht den Traummann für dein Leben findest, aber vielleicht hast du eine gute Freundin, mit der du viel Zeit verbringst und mit der du das teilst, was dich beschäftigt. Oder du triffst auf einen netten Mann. Zwar könnt ihr euch nicht vorstellen, den Rest des Lebens miteinander zu verbringen, aber es wäre in Ordnung für euch, für den Moment ein Stück des Weges zusammen gehen – solange wie es euch beiden gut tut. Oder du ziehst in eine WG. So wohnst du zwar nicht mit deinem Traumprinzen zusammen, aber auch die Gemeinschaft mit anderen lieben Menschen kann sehr wohltuend sein und dir ein stückweit die Geborgenheit geben, die dir ein Partner geben könnte.

Statt krampfhaft zu versuchen, die eine verschlossene Tür zu öffnen und schließlich kraftlos vor dieser zusammen zu sacken, kann es hilfreich sein, locker zu lassen und ein paar Schritte zurück zu gehen. Denn dann wirst du sehen, wo überall noch Türen sind, die sich öffnen lassen. Und durch die du aufrecht hindurch gehen kannst.

Eine Haltung der Dankbarkeit entwickeln

Wie schnell fällt der Blick auf das Negative. Das zieht natürlich runter und unterstützt die Gedanken in ihrem Pessimismus. Schaffst du es, immer mehr die schönen Aspekte von Ereignissen in den Fokus zu nehmen, so wird sich das positiv auf deine Grundstimmung auswirken.

Wie schön, dass dich deine Nachbarin heute Morgen angelächelt hat. Welch Glück du hattest, dass der heftige Regenguss erst kam, als du bereits in der Uni warst. Deine Kommilitonin, mit der du sonst nicht so gut kannst, hat heute etwas Nettes zu dir gesagt. Und auf dem Heimweg hast du einen Glückscent gefunden. Das klingt fast nach einem Glückstag! Und dann diese wunderbare Sonnenblume am Wegesrand, die heute aufgeblüht ist.

Möglichkeiten, um dankbar zu sein, bietet das Leben viele. Nur braucht es ein wenig Übung, um den Blick dafür zu schulen. Und je mehr du die Glücksmomente im Alltag entdeckst, desto mehr wirst du dich wie ein Glückspilz fühlen.

Ich wünsche dir, dass dir dieser Artikel hilft, um zu entdecken, dass du nicht Opfer deiner eigenen Gedanken bleiben musst. Schick sie in weite Ferne, wenn sie dich wieder zu Boden drücken wollen. Die Zeit kannst du doch besser nutzen, um dich innerlich wie äußerlich aufzurichten, oder?

© Dorothea

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