Zeit für Träume
Mir juckt es in den Fingern, mal einen Artikel übers Träumen zu schreiben. Dieses Träumen ohne Absicht, ohne Ziel und ohne Druck. Sondern einfach so, weil es schön ist, ein wenig zu träumen.
Mir kam der Gedanke, da der Jahresanfang ja die Zeit der guten Vorsätze ist.
Ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Geht es dir so, dass du dir viel vorgenommen hast. Und vielleicht sogar schon jetzt nach wenigen Tagen total frustriert festgestellt hast, dass die guten Vorsätze mal wieder nicht funktionieren?
Ich möchte gerne darüber schreiben, warum ich das Träumen als viel sinnvoller und letztendlich auch als viel zielorientierter halte als straffe Vorsätze. Und ich möchte dir davon erzählen, wie ein sehr unrealistisch scheinender Traum von mir mit der Zeit immer mehr Wirklichkeit wurde.
Von Vorsätzen und Träumen
Vielleicht mag es etwas eigenartig klingen, dass ich das Träumen als sinnvoller und zielorientierter halte als die Vorsätze. Deshalb lass uns doch erstmal schauen, woher die Vorsätze und woher die Träume kommen.
Vorsätze entstehen aus dem Ego heraus. Dieses versucht immer wieder, Dinge zu kontrollieren und in der Hand zu halten. Seine Strategie, um genau das zu erreichen, ist ziemlich hart. Du wirst die Sätze kennen, mit denen es immer wieder versucht, dich anzutreiben, damit es seine Ziele erreicht:
- „Du musst… “
- „Du sollst…“
- „Warum strengst du dich nicht mehr an?“
Doch letztendlich ist es nur eine Illusion, dass das Ego irgendetwas in der Hand hat. Oder in der Lage ist, die Dinge zu kontrollieren. Und so wird früher oder später der Zeitpunkt des Scheiterns kommen und du wirst frustriert feststellen, dass es auch in diesem Jahr wieder nicht mit den guten Vorsätzen geklappt hat. Es kann einfach nicht klappen, solange die Ziele aus dem Ego heraus kommen.
Und nun? Du hast die Wahl, ob du zulässt, dass es nun noch mehr Druck auf dich ausübt, frei nach dem Motto:
- „Du solltest doch…“
- „Hast du es immer noch nicht verstanden?!“
Oder ob du locker lässt und überlegst, ob es wirklich der richtige Weg ist, auf das Ego zu hören.
Ich bin überzeugt davon, dass der Weg ein anderer ist. Lass uns also schauen, was beim Träumen passiert.
Beim Träumen ist es anders. Denn Träume wachsen im Herzen. Auf ganz sanfte Weise wollen sie immer mehr in Erscheinung treten und als ein Wunsch da sein, ohne dass Druck dahinter ist oder jemand mit der Peitsche dasteht, wenn der Traum nicht jetzt und sofort umgesetzt wird.
Ich bin überzeugt davon, dass es 1000 Mal sinnvoller ist, auf das Herz zu hören, als auf das Ego. Denn zum einen fühlt es sich einfach mal besser an, nicht derartigen Druck gemacht zu bekommen, und zum anderen ist es das Herz, was den Weg weiß. Ja, dein Herz kann dich leiten zu dem, was dir gut tut und was dich erfüllt.
Und wenn du anfängst, dieser Herzstimme zu vertrauen und ihr zu folgen, werden sich mit der Zeit immer mehr Wege auftun, damit dein Traum irgendwann wahr wird – egal wie unrealistisch der Traum momentan erscheinen mag.
Vom Traum zur Wirklichkeit
Ich möchte dir eine Geschichte von mir erzählen – in der Hoffnung, dass sie dir Mut machen möge, was alles möglich ist:
Seit meinem Studium hatte ich den Wunsch, irgendwann mal mit Menschen mit Essstörungen zu arbeiten. Ein von mir sehr geschätzter Prof äußerte sich sehr kritisch aufgrund meiner eigenen Geschichte, ich bekam keinen Job, der zumindest annähernd in diese Richtung ging und hing stattdessen in einer Stelle fest, die mir nicht gut tat und die entfernter vom Thema Essstörungen nicht hätte sein können. Der Traum, irgendwann mal mit Menschen zu arbeiten, die eine Essstörung haben, schien Lichtjahre entfernt.
Doch der Wunsch war da und ging einfach nicht weg. So fing ich an, nach Handlungsmöglichkeiten zu schauen, die ich in meiner damaligen Lebenssituation hatte. Ich machte zwei große Weiterbildungen: Eine in personenzentrierter Gesprächsführung, die mir die Grundlagen für einen gelingenden Umgang mit Menschen zeigte (ich stand wirklich noch ganz am Anfang :-)). Und eine systemische Weiterbildung – quasi ein Muss in der Arbeit mit Essstörungsthematiken. Parallel bewarb ich mich beim Hungrig Online e.V. für die Moderation einer virtuellen Selbsthilfegruppe für Menschen mit Essstörungen, in der ich einige Zeit später wichtige Erfahrungen sammeln konnte. Außerdem zog ich in meinem Umfeld die Menschen, die selber eine Essstörung hatten, förmlich an und lernte auch von ihnen viel.
Nachdem mein Sohn geboren war, ich eine Aufgabe neben meinem Mamadasein suchte und nicht wusste, wie ich mir die freien Abende vertreiben sollte, wurde es plötzlich sehr konkret: Ich begann, ein Onlineportal für Menschen mit Essstörungen zu planen.
Bis zur Umsetzung sollten noch zweieinhalb vergehen, aber nun ist die Seite da. Dafür, dass ich vor ein paar Jahren noch Lichtjahre von meinem Traum entfernt war und dann erstmal eine lange Elternzeit kam, ist schon heute sehr viel entstanden.
Und noch ist der Traum noch nicht zu Ende geträumt. Momentan ist mein Projekt noch klein, aber es wird wachsen – das weiß ich einfach.
Und warum konnte der Traum wahr werden? Ich glaube, weil ich mich von all den Hindernissen und Steinen, die mir im Weg lagen, nicht habe aufhalten lassen. Ich bin ganz klar meinem Herzen gefolgt und habe schon damals geschaut, an welchen Stellen ich Handlungsmöglichkeiten hatte, um meinen Traum wieder ein Stück näher zu kommen. Und nebenbei bin ich an den sich dabei stellenden Aufgaben gewachsen.
So möchte ich dir Mut machen, zu träumen und anzufangen, deinem Herzen zu folgen – egal wie klein du dir momentan vorkommst oder wie unrealistisch dein Traum gerade aussehen mag. Aber es ist mehr möglich, als du denkst.
© Dorothea
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